Kolpingsfamilie Tittmoning vollendet nach sechs Jahren Planung die neue Gedenkstätte für frühverstorbene Kinder
Wenn ein Kind vor, während oder kurz nach der Geburt stirbt, spricht man von einem Sternenkind. Diese frühverstorbenen Kinder hinterlassen im Leben ihrer Familien eine große Lücke. Bisher haben die meisten Betroffenen im Stillen getrauert. Der Kolpingsfamilie Tittmoning ist es zu verdanken, dass es in Tittmoning jetzt einen Ort gibt, an dem Eltern und Familien ihren Schmerz teilen können.
Auf dem Tittmoninger Stadtfriedhof ist nach jahrelanger Planung ein kunstvoll gestaltetes Sternenkindergrab entstanden, welches in diesen Tagen feierlich eingeweiht und gesegnet wurde.
Zur Einweihungsfeier des neuen Sternenkindergrabes begrüßte Vorsitzende der Kolpingsfamilie Tittmoning Barbara Danninger die zahlreich interessierten Gäste. Neben Bürgermeister Andreas Bratzdrum hieß sie Altbürgermeister Konrad Schupfner willkommen, mit welchem bereits die ersten Planungsgespräche im Jahr 2019 stattgefunden hatten. Unter die Gäste mischte sich weiterhin Friedhofsverwalterin Michaela Brüderl, zahlreiche Stadträte und Bruder Thomas Hessler OSB vom Kloster Gut Aich, welcher den künstlerischen Entwurf für das Sternenkindergrab konzipierte.
Kolping-Vorsitzende Barbara Danninger betonte, dass mit dem Sternenkindergrab ein Ort des Gedenkens, Erinnerns und der Begegnung für verwaiste Eltern und Angehörige zur Verarbeitung des schmerzlichen Verlustes entstanden ist, der für alle Konfessionen gleichermaßen verschiedene Bestattungsmöglichkeiten ihrer frühverstorbenen Kinder möglich macht.
Auch der jahrelange Kolping-Vorsitzende Norbert Köpferl und zeitgleich Ideengeber des Projektes Sternenkindergrab freute sich, dass er nach sechs langen Jahren der Planung nun endlich vor dem kunstvollen Ergebnis stehen durfte. In der langen Planungsphase habe der "Arbeitskreis Sternenkindergrab" nie das Ziel aus den Augen verloren, einen Ort der Bestattung, der Begegnung, des Trostes und des Erinnerns zu schaffen. Vor allem, "um den Eltern und Familien der frühverstorbenen Kinder eine Möglichkeit zu geben, ihrem Kind nahe zu sein", so Köpferl.
Gemäß dem Leitspruch "Auch wenn deine kleinen Füße nie die Erde berührten, haben sie doch tiefe Spuren hinterlassen", seien diese Spuren mit der Fertigstellung des neuen Sternenkindergrabes am Tittmoninger Stadtfriedhof sichtbar gemacht worden.
Die Einweihung dieses besonderen Ortes sei ebenfalls ein Schritt, um das Thema "Sternenkinder" aus der Tabuzone zu holen und offen über Erlebtes zu sprechen, konkretisierte Köpferl.
In zahlreichen Gesprächen mit Betroffenen sei den Projektverantwortlichen klar gemacht worden, dass das Thema frühverstorbener Kinder noch immer klein gehalten werde. "An diesem Sternenkindergrab soll die Trauer vieler Frauen und Familien abgelegt und verarbeitet werden können", wünschte sich Norbert Köpferl eine jährliche Gedenkfeier am 15. Oktober, dem internationalen Welt-Sternenkindertag.
In Bezug auf die Finanzierung der rund 50.000 Euro Kosten für das neu angelegte Sternenkindergrab blickte Köpferl stolz auf zahlreiche Aktionen der Kolpingsfamilie Tittmoning zurück.
Unter anderem wurde die Summe durch den Verkauf von Bildern der viel zu früh verstorbenen Kirchheimer Künstlerin Alexandra Losch, aus Erlösen am Verkaufsstand der Kolpingsfamilie am Barbaramarkt sowie Spenden von zugetanen Firmen, Vereinen und Privatpersonen unterstützt.
Sein Dank ging insbesondere an Heidi Wohlmayer vom Landratsamt Traunstein, welche in die anfängliche behördliche Ablehnung des geplanten Sternenkindergrabes in dem denkmalgeschützten Areal des Städtischen Friedhofs wieder den Stein ins Rollen brachte und für konstruktive Gespräche zur Verfügung stand.
Ebenfalls dankte Norbert Köpferl Bruder Thomas Hessler OSB aus dem Kloster Gut Aich für seine Ausdauer, welcher das Projekt von Anfang an künstlerisch begleitete. Letztgenannter erläuterte in seinem Grußwort das Projekt "Tittmoninger Sternenkindergrab" aus der künstlerischen Perspektive. Insgesamt habe er ein Kunstwerk entworfen, in dem "Aufhebung" deutlich werde. Mit der den Himmel oder die Ewigkeit darstellenden schwebenden Goldschale werde etwas auf eine andere Ebene gehoben. Mit der darunter liegenden Steinplatte werde die Erdverbundenheit symbolisiert.
Werden nun diese beiden durch das Erlebte negativ belasteten Seiten in Beziehung gesetzt, "heben sie sich auf und werden zu einem Plus", verdeutlichte Bruder Thomas Hessler den Hintergrund des künstlerischen Elements im Sternenkindergrab. Diese Schmerzlinderung brauche zwar oft Jahre, verstärke aber die Verbundenheit. Daher sei es auch wichtig, den frühverstorbenen Kindern einen Namen zu geben. Dieser Name könne auf Wunsch in die Glaselemente des neuen Sternenkindergrabes, welcher mit seinem gelb-roten Farbverlauf den "Fluss des Lebens" darstelle, eingraviert werden.
Damit werde ein frühverstorbenes Kind nicht - wie noch in früheren Generationen üblich - als Familiengeheimnis bewahrt, sondern als Ereignis ins Bewusststein geholt. Für Betroffene habe das eine befreiende und heilsame Wirkung, befürwortete Bruder Thomas Hessler seit der Anfrage der Kolpingsfamilie Tittmoning im Kloster Gut Aich für die künstlerische Gestaltung das Tittmoninger Sternenkindergrab.
Die Einweihung des Sternenkindergrabes selbst wurde durch Stiftsdekan Gerhard Gumpinger und den evangelisch-lutherischen Pfarrer Alexander Schmidt übernommen. Mit dieser Einweihung wurde das gelungene Werk seiner Bestimmung übergeben: ein Ort, um dem, was nicht reifen konnte, Vollendung zu schenken. Für alle zukünftigen Generationen an hinterbliebenen Eltern, Geschwistern und Angehörigen segneten die Geistlichen diese Gedenkstätte.
Beim Verlesen der Fürbitten wurden die ersten Gedenkkerzen in der handgefertigten Goldschale am Sternenkindergrab feierlich entzündet.
Abschließend dankte Kolping-Vorsitzende Barbara Danninger allen, die das Projekt "Sternenkindergrab" mit Planungsarbeit, Finanzen oder bei der Umsetzung unterstützt haben. Insbesondere den beteiligten heimischen Firmen, dem Arbeitskreis Sternenkindergrab und den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern. Ihr weiterer Dank galt der Stadt Tittmoning, welche die vier Grabstellen am Stadtfriedhof kostenfrei für das Projekt zur Verfügung gestellt hatte.
Aus diesem Grund nutzten Barbara Danninger, Norbert Köpferl und Manfred Linner seitens der Kolpingsfamilie Tittmoning die Einweihungsfeier ebenfalls für die Übergabe der Schenkungsurkunde des gestalteten Sternenkindergrabes an Bürgermeistermeister Andreas Bratzdrum als Vertreter der Stadt Tittmoning. Bürgermeister Andreas Bratzdrum erwies der Kolpingsfamilie Tittmoning mit den Worten "Die Menschlichkeit einer Gesellschaft zeige sich, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht" seine Dankbarkeit. Insbesondere dankte das Stadtoberhaupt den Projektverantwortlichen Norbert Köpferl für seine Hartnäckigkeit in diesem langjährigen Projekt. Mit dem Sternenkindergrab sei ein "Ort für die Schwächsten der Gesellschaft" entstanden. Denn ein Kind, das früh verloren wurde, bleibe immer im Herzen fest verankert und sei unvergessen für Eltern, Geschwister und Angehörige. Bratzdrum wünschte, dass dieses wunderbare Kunstwerk ein Ort der Stille, Hoffnung und liebevollen Erinnerung sei.
Mit einfühlsamen Liedern wie "Meine Zeit steht in deinen Händen" und "Meine Seele ist Stille in Dir" begleitet von sanfter Querflötenmusik umrahmte der Chor Belcanto unter der Leitung von Barbara Danninger die Einweihungsfeier.
Im Anschluss an die Einweihungsfeier des Sternenkindergrabes am Tittmoninger Stadtfriedhof kamen die Gäste bei einem Empfang im Rathaussaal ins Gespräch. Hier wartete Mesnerin Veronika Stampfl bereits mit einem liebevoll hergerichteten Imbiss auf die Gäste der Einweihungsfeier.
Fotos: Kolpingsfamilie Tittmoning














