
Jesus-Darsteller sein
Am Fest der "Darstellung des Herrn" hält uns Maria ihren Sohn entgegen - er ist der Messias, der Christus, Fleisch gewordene Versöhnung und Heilung. Wir dürfen ihn in unserem Leben darstellen - also keine Selbstdarsteller sein, sondern Jesus-Darsteller werden.
Maria und Josef bringen ihr Kind in den Tempel (vgl. Lk 2,22-40). Damit zeigen sie sich als fromme, gesetzestreue Juden. Nach der Geburt eines Sohnes galt eine Frau 40 Tage als unrein, was bedeutete, dass sie sich von der Gemeinschaft fernhalten musste und erst nach dem Sündopfer im Tempel wieder in die Gemeinschaft eingegliedert wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde zum Dank für die Geburt ein Brandopfer dargebracht.
Eigentlich ein Lamm und eine Taube – in armen Gesellschaftsschichten war es auch mit zwei Tauben getan. Maria und Josef sind einfache, arme Leute. Aber nicht weniger gottesfürchtig und der Tradition verpflichtet.
Deswegen hielten sie sich auch an die Tradition, die männliche Erstgeburt Gott darzubringen, ihm ihren neu geborenen Sohn „vorzustellen“ oder wie es in der Festbezeichnung des 2. Februar heißt, "darzustellen“.
In dieser Situation schildert Lukas die Begegnung mit zwei Menschen, die zu Propheten werden, also eine echte Verheißung geben, die auch für uns heute gilt:
Simeon schaut trotz seines hohen Alters nach vorne, in die Zukunft. Er wartet schon so lange auf Trost, aber nicht nur für sich allein, sondern für sein ganzes Volk. Er glaubt an die göttliche Verheißung eines Retters - und sieht ihn in Jesus gekommen. "Licht aus der Höhe“, das Frieden bringt. So wurde Jesus von Zacharias bezeichnet und nun auch von Simeon. – Benedictus und Nunc dimittis, diese beiden großen Gebete werden bis heute in der Kirche täglich gebetet, um auf diese große Verheißung von Licht und Frieden hinzuweisen. Jesus ist die Erfüllung jeglicher Prophezeiung des Alten Bundes.
Das bedeutet auch Widerspruch. Es wird Spaltung geben, Menschen werden vor die Entscheidung gestellt, an den Messias zu glauben und ihm zu folgen, ihr Leben nach seiner Botschaft auszurichten, oder eben nicht. Reiche und Mächtige werden es schwer haben, die Armen werden sich da leichter tun. Die Gesellschaftsordnung, die wir kennen – die nicht anders ist als zur Zeit Jesu – wird sich umkehren in den Augen des Messias.
Dieser Verlust des Menschlichen und die Erkenntnis des Göttlichen kann Menschen wie ein Schwert innerlich zerschneiden – dafür steht seine Ankündigung an Maria, deren Seele ein Schwert durchdringen wird. Sie verliert am Kreuz ihren leiblichen Sohn, gewinnt aber den Sohn Gottes.
Hannah ist ein Bild dafür, dass Gott keine falschen Versprechungen macht, sie steht für die Rettungstaten Gottes, die sich durch die Geschichte seines Volkes ziehen, für die Hoffnung und Sehnsucht auf Rettung, Heilung, Erlösung.
Wir können sagen, dass das Fest "Darstellung des Herrn" wie ein großer Schlussakkord des Weihnachtskonzertes ist, also all dessen, was wir in den vergangenen Wochen gefeiert haben:
durch die Menschwerdung seines Sohnes bringt Gott nicht neue Gesetze, sondern eine neue Ordnung. Er erfüllt die Sehnsucht aller Menschen nach Heilung und Erlösung, indem er eine neue Sicht auf den Menschen bringt: nicht seine Stellung, nicht sein äußerer Reichtum und Besitz, nicht sein religiöses Wissen zeichnet ihn aus, sondern sein Menschsein. Darin liegt seine Würde.
Die Entscheidung, diese Sicht anzunehmen, zu leben und zu verbreiten, liegt bei jedem einzelnen. Doch wenn sich viele dafür entscheiden, entsteht eine neue Welt – das Reich Gottes, ein Raum des Heiles, der Gerechtigkeit und des Friedens.