Handeln im Sinne Adolph Kolpings
Mit Erzbischof Reinhard Kardinal Marx war hoher Besuch im Kolpinghaus München Zentral. Anlässlich des Kolping-Gedenktages wurde nach einer halbjährigen Renovierungsphase die Hauskapelle wiedereröffnet.
In einer beeindruckenden Predigt sprach Kardinal Marx davon, dass Frömmigkeit ohne tatkräftiges Handeln nicht im Sinne Jesu sei, was auch Adolph Kolping verstanden und umgesetzt hatte. Das Christentum allein mache noch keine besseren Menschen, stellte der Erzbischof im Hinblick auf die Katholikenzahlen in den verschiedenen Ländern und Kontinenten fest. Für die Zukunft der Kirche in unserem Land seien wir alle aufgerufen, mitzuwirken.
Nach dem festlichen Gottesdienst, der vom Blechhilfswerk Eichstätt musikalisch umrahmt wurde und bei dem der neu gestaltete Ambo und Tabernakel gesegnet wurden, hielt der Erzbischof von München und Freising einen Festvortrag zum Thema „Warum die Demokratie uns alle braucht“. Es sei sicher ungewöhnlich, dass ein Kirchenmann über ein solches Thema referiere, meinte der Kardinal, doch entwachse die Demokratie einer christlichen Kultur und sei untrennbar mit ihr verbunden.
Nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx sind Demokratien weltweit „einem massiven Stresstest ausgesetzt, der uns als Kirche sehr beunruhigen muss“. Die Kirche sei deshalb aufgefordert, sich „immer wieder neu in die gesellschaftlichen Debatten einzubringen. Wir müssen politischer werden, denn die Kirche kann sich nicht gleichgültig gegenüber Staatsformen verhalten“, sagte der Erzbischof.
Adolph Kolping rief bereits im 19. Jahrhundert dazu zum Handeln auf, ohne jeden Unterschied zwischen den Menschen zu machen. Deswegen müssten auch heute kirchliche Verbände und Gemeinschaften Menschen miteinander ins Gespräch bringen, „dann schaffen wir die Voraussetzungen für eine lebendige Demokratie, in der Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und die Gleichheit von Mann und Frau gedeihen können“, so der Erzbischof. Er dankte den Kolpinggeschwistern für ihr Engagement und forderte auf, auch künftig entschieden zu handeln.
Mit dem Kolpinglied endete der Festakt, der in eine Zeit der Begegnung mündete, in der sich Kolping-Geschwister aus den verschiedenen Kolping-Kontexten Münchens und Bayerns, aber auch Gäste aus verschiedenen Bereichen von Gesellschaft und Kirche austauschen und kennenlernen konnten.
Der Festvortrag des Kardinals kann im Original auf der Seite des Michaelsbundes in der Kolpingstunde nachgehört werden.