Mehr als Altpapier und Zeltlager: Die Kolpingsfamilie Bad Tölz stellt sich vor

21.06.2023 | Kolpinger sind Streetworker

Von Altpapiersammlung bis Zeltlager bietet die Kolpingfamilie Bad Tölz das ganze Jahr über ein breites Angebot für junge Menschen, Familien und Senioren. Aber sie machen auch noch mehr.

Heimat der 1858 als katholischer Gesellenverein gegründeten Organisation ist das Kolpinghaus an der Marktstraße 3. Es gibt aber in Bad Tölz noch einen weiteren Kolping Standort, nämlich an der Marktstraße 44 und an der Schulgasse 1, wo die Bildungsagentur des Kolping Bildungswerkes München und Oberbayern ansässig ist. Was Kolping von Kolping unterscheidet, wurde jetzt im Rahmen der Veranstaltung „Einblicke in die Arbeit der Bildungsagentur“ vorgestellt.

47 Jahre Kolping und neues Leitbild

Vorsitzende der Tölzer Kolpingfamilie, Thorben Dahms, konnte dazu im Veranstaltungssaal eine Reihe interessierter Mitglieder und Gäste begrüßen, ehe der Geschäftsführer des Kolping-Bildungswerks, Alfred Maier aus München, einen kurzen Abriss über den vor 47 Jahren gegründeten Verein gab. Seine Erläuterungen stellte er unter das Motto des neuen Leitbildes „Zusammen sind wir Kolping“.

Maier erläuterte die Struktur des Diözesanvorstandes, der sich aus Fachleuten und einem sechsköpfigen Verwaltungsrat zusammensetzt. Es gibt die Standorte München, Allach, Freising und das Oberland, welches sich aus Bad Tölz, Wolfratshausen, Geretsried und Miesbach zusammensetzt. Wesentliche Einrichtungen sind in München die Adolf-Kolping Berufsschule sowie Jugendwohnheime mit 420 Plätzen für Studierende und 120 Plätze für Minderjährige.

Berufsvorbereitende Maßnahmen

Am Standort in Bad Tölz werden eine Reihe von berufsvorbereitenden Maßnahmen angeboten, die von der Regierung von Oberbayern und der Agentur für Arbeit in Zusammenarbeit mit der staatlichen Berufsschule Bad Tölz-Wolfratshausen durchgeführt, zum Teil auch mit Hilfe von Spendern finanziert werden.

Die einjährige Berufsintegrationsklasse wendet sich beispielsweise an junge Erwachsene mit Migrationshintergrund, die keinen Schulabschluss haben und erhebliche sprachliche Defizite aufweisen. Ebenfalls ein Schuljahr können junge Ukrainer in „Deutschklasse Berufsschule“ zwischen 16 und 18 Jahren nutzen, um ihre sprachlichen Defizite auszugleichen. Bei der berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme können junge Erwachsene bis 25 Jahre Berufe in eigenen Werkstätten oder in Partnerbetrieben kennenlernen, wobei sie fünf Tage pro Woche betreut werden. Das Projekt Durchstarten wendet sich an junge Erwachsene mit und ohne Migrationshintergrund, die einen speziellen Förderbedarf haben.

Organisation offen für alle Konfessionen

Wie Maier betonte, komme es bei allen Maßnahmen in erster Linie drauf an, junge Menschen, die unter anderem Drogenprobleme, Überschuldung oder Gewalt erlebt hätten, zu einem Beruf und einem Verdienst zu verhelfen. Die Kolping-Statuten seien eindeutig in Richtung Hilfe zur Selbsthilfe ausgerichtet, und zwar ohne Rücksicht auf Herkunft, Nation oder Glaube. Deshalb habe man sich als christlich orientierte Organisation schon vor Jahren für alle Konfessionen geöffnet.

Über praktische Beispiele der vielfältigen Sozialarbeit berichteten die für die Tölzer Bildungsagentur seit 2021 tätige Jane Clark, die vielen Tölzern in ihrer ehrenamtlichen Funktion als Erste Vorsitzende des Tölzer Turnvereins bekannt ist sowie die weiteren vier Mitarbeiter unter der Leitung von Kathrin Winkler, die als Standortleitung Oberland neben Bad Tölz auch Geretsried, Wolfratshausen und Miesbach betreut.

Tölzer Kolpingsfamilie zählt 138 Mitglieder

Neben der gemeinsamen „Wurzel“ Adolf Kolping, der von 1813 bis 1865 zuerst Schuster und den Priester war und heute wohl als „Streetworker“ bezeichnet werden würde, gibt es ganz konkrete Schnittstellen zwischen der Bildungsagentur und der aktuell 138 Mitglieder zählenden Tölzer Kolpingfamilie.

Beide sind unter dem Dach des in Köln angesiedelten Kolpingwerks Deutschland vereint und gestalten einerseits ehrenamtlich ein umfangreiches Jahresprogramm vom Maibaumaufstellen am Altenheim über Sonnwendfeuer, Zeltlager in Jachenau bis zur Nikolausfeier und regelmäßigen Vorträgen zur Erwachsenenbildung.

Andererseits widmet sich die Bildungsagentur mit hauptamtlichen Kräften den Aufgaben, die „ehrenamtlich nicht machbar sind“, wie Maier sagte. Überschneidungen sind möglich; im Fall Bad Tölz sind es die sowohl von der Kolpingfamilie als auch dem Bildungswerk für Schulungen zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten im Kolpinghaus an der Marktstraße.

Karl Bock
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Die Mitarbeiter der Kolping Bildungsagentur Bad Tölz: (v.l.) Jane Clark, Alfred Maier vom Kolping-Bildungswerk in München, Evi Luber, Marco Strauß, Julia Pfatrisch, Walli Kammerer und die Tölzer Agenturleit erin Kathrin Winkler. © Karl Bock

Kolpingsfamilie Bad Tölz