Ehrenamtliche betreuen Asylbewerber

03.12.2012 | Kolpingsfamilie Leitzachtal hilft, wo sie kann

Die Kolpingsfamilie Leitzachtal bekam im April diesen Jahres einen Anruf von Bürgermeister Josef Lechner mit der Frage: „Wir bekommen Asylbewerber, könnt ihr mir helfen?“. Die Verantwortlichen der örtlichen Kolpingsfamilie zögerten nicht lange und statteten den Asylbewerbern, zusammen mit dem Bürgermeister und einem Vertreter des Landratsamtes, einen ersten Besuch ab.

Eingetroffen waren zuerst 16 Asylbewerber, darunter Frauen mit kleinen Kindern, mehrere junge Männer aus Afghanistan, dem Iran, dem Irak, aus Syrien und Kasachstan. Selbst die Asylbewerber konnten sich nicht untereinander verständigen. Manche sprechen Englisch, wie z. B. eine junge Frau aus dem Irak, die an Multipler Sklerose leidet, und für welche die Unterbringung in einer aufgelassenen Pension im 2. Stock mit gemeinschaftlichen sanitären Einrichtungen unerträglich war. Hier hat die Kolpingsfamilie Leitzachtal Kontakt mit einer MS-Selbsthilfegruppe aufgenommen, und über diese Menschen konnte bewirkt werden, dass die Erkrankte in eine für sie geeignetere Unterkunft verlegt wurde.

In der Bevölkerung wurde nach Fahrrädern gefragt, und so konnten über den Sommer hinweg fast alle Asylbewerber und deren Kinder mit Fahrrädern ausgestattet werden. Der Bahnhof von Fischbachau liegt nämlich einige Kilometer entfernt von der Unterbringung der Asylbewerber. Vertreter der Kolpingsfamilie nahmen zusätzlich Kontakt mit dem in Hausham bestehenden „Arbeitskreis Asyl“ und bemühten sich, eine Aufnahme in die Sportvereine zu erreichen, damit unter anderem eine Versicherung bei möglichen Verletzungen vorhanden wäre.

Im Laufe des Jahres füllte sich das Haus, im Moment leben dort 33 Menschen, ein Baby (Andreas) wurde geboren, die Kinder wurden mit Schultaschen ausgestattet und in der entsprechenden Grund- oder Hauptschule vorgestellt. Für zwei Kinder ist es sogar gelungen, einen Kindergartenplatz zu bekommen. Wo nötig, wird beim Ausfüllen der Formulare geholfen. Der Allgemeinarzt vor Ort hat die Betreuung übernommen, und wenn es um Termine bei Fachärzten geht, hilft die Kolpingsfamilie.

Sehr bald fing Kolpingmitglied Rolf Dietz als pensionierter Lehrer an, Deutschunterricht zu erteilen, regelmäßig zweimal in der Woche, wozu die Gemeinde die Räume zur Verfügung stellte und einen Etat für Bücher.

Viele Menschen rufen bis heute an und wollen den Asylbewerbern helfen, indem sie ihnen etwas schenken wollen. So ist die Kolpingsfamilie ständig damit beschäftigt, vermittelnd tätig zu sein, z. B. bei einem größeren Kühlschrank für die eine Familie und einem Stück Teppichboden für die andere und zur Bewältigung von Kleiderbergen, die gespendet wurden.

Nachdem viele Asylbewerber nun schon sieben Monate hier sind, wollen sie auch arbeiten. In einem Fall ist es der Kolpingsfamilie gelungen, einen Arbeitsantrag über ein Unternehmen bei der Bundesagentur für Arbeit einzureichen. Vier junge Männer gehen jetzt in das Berufsgrundschuljahr, um dort auch in Form von Praktika mit Berufen in Berührung zu kommen und natürlich weiter Deutsch zu lernen. 

Aber auch die seelische Betreuung kommt nicht zu kurz. Wenn die Mitglieder der Kolpingsfamilie zu Besuch kommen, brauchen sie Zeit, viel Zeit. Ein Besuch unter zwei Stunden ist kaum möglich.

Margarete Mariutti, Vorsitzende der Kolpingsfamilie Leitzachtal sagt hierzu: „Wir versuchen, die sehr jungen, meist traumatisierten Menschen zu unterstützen, damit diese in unserer fremden Welt und Kultur besser zurechtkommen und sich wohlfühlen. Wenn sie bleiben dürfen, wollen wir sie in die Gesellschaft integrieren.“

Margarete Mariutti, Vorsitzende der Kolpingsfamilie Leitzachtal und Andreas Fritsch, Diözesanreferent
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Mitglieder der KF Leitzachtal mit Asylbewerbern, Foto: Isabella Krobisch
Vorsitzende Margarete Mariutti - rechts im Bild - im Kontakt mit Asylbewerbern, Foto: Isabella Krobisch

Kolpingsfamilie Leitzachtal