Alles wieder normal!

02.06.2020 | Geistlicher Impuls von Diözesanpräses Msgr. Christoph Huber

Zu Beginn jeden Monats gibt es von Diözesan- und Landespräses Msgr. Christoph Huber einen geistlichen Impuls.

Alles wieder normal! Diese Sehnsucht hegen wohl momentan viele Menschen, ich gebe es zu, ich auch in manchen Bereichen: rausgehen, Menschen treffen ohne Vorsichtsmaßnahmen ….

Aber vielleicht gibt uns die Situation auch einmal die Gelegenheit über das nachzudenken was das eigentlich ist: "normal". Ist alles normal, was selbstverständlich ist, was machbar ist, was ich mir leisten kann?

Und es zeigt sich bei mir immer wieder mal die Erkenntnis: das, was ich bisher für normal gehalten habe, ist es nicht. Gerade das, wonach ich mich so sehr sehne: Gemeinschaft, Gottesdienste mit vielen Leuten, kräftigem Gesang, Reisen. Das alles war für mich normal, für andere auch schon vor der Krise nicht, ja, es kann auch ganz anders sein: Christen im Amazonasgebiet gehen jahrelang nicht zur Kommunion, weil es nicht genügend Priester gibt, wie viele Menschen wären froh um eine Wohnung mit Balkon und träumen gar nicht von Reisen, ….

Und da finde ich es auch egoistisch, wenn manche einfach nur für sich fordern: ich will, dass in meinem Umfeld wieder alles normal wird: ich verreisen kann, ich Gottesdienst feiern kann, ich, ich, ich.

Und da stelle ich die Frage: Was ist mit den anderen? Mit denen, die ich in Gefahr bringe, weil ich meine Freiheit mit Händen und Füßen verteidige? Meine Freiheit findet ihre Grenze an der Freiheit der anderen. Das kommt mir in so mancher Haltung momentan etwas zu kurz. Reihen wir uns nicht ein in den Mechanismus, dass jetzt jeder für sich soviel Normalität als möglich einfordert, ohne Rücksicht auf andere.

Unsere Normalität sollte die sein, sich umeinander zu sorgen, sich zu kümmern, füreinander zu beten, egal welche Umstände um uns herum herrschen und wie die sich auch immer ändern.

 

Diözesan- und Landespräses Msgr. Christoph Huber
Schriftgröße
Schriftgröße