Herzlichen Glückwunsch, Grundgesetz!

21.05.2024 | Geistlicher Impuls von Präses Christoph Wittmann

Das Grundgesetz feiert in diesen Tagen seinen 75. Geburtstag. Ein historisches Datum, verbunden mit einem Auftrag – denn seit seiner Verabschiedung war es wohl selten so angefochten wie heute. In einer freiheitlich-demokratischen Verfassung zu leben, erfordert die Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung.

Unsere Verfassung ist ein Grundgesetz, das uns viel abverlangt, weil es keine einfachen Lösungen präsentiert, sondern zum Dialog und zur Diskussion auffordert. Es übergibt jedem und jeder Einzelnen viel Verantwortung – und erfordert gleichzeitig die Toleranz, dass es in einer Demokratie verschiedene Meinungen gibt und Entscheidungen aus Kompromissen hervorgehen.

Das Grundgesetz macht uns mündig – und fordert uns als Christinnen und Christen heraus, unsere Gaben zu nutzen, die wir aus biblischer Sicht von Gott empfangen als Gaben seines Geistes:

Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht (vgl. Jes 11,2).

Wenn wir diese Gaben einsetzen, werden wir Gutes hervorbringen, die Kirche spricht von den „Früchten des Geistes“, die auch zum Aufbau unseres Gemeinwohls beitragen: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit (vgl. Gal 5,22-24).

Die Zeit unmittelbar vor der Ausarbeitung unseres Grundgesetzes war geprägt von Hass und Feindschaft. Die letzten 75 Jahre sind also keine Selbstverständlichkeit, auch nicht in einer christlichen Kultur. Umso mehr ergeht der Auftrag an uns alle, nicht nur dankbar zu feiern, sondern verantwortungsvoll in die Zukunft zu schauen. Mit Zuversicht und Hoffnung – oder wie Adolph Kolping sagt: Wer Mut zeigt macht Mut!

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Bild: Peter Weidemann (Foto) / Dani Karavan (Kunstwerk), in: Pfarrbriefservice.de