Kolping als Glaubensort

01.06.2023 | Geistlicher Impuls der Kommission Spiritualität

Es ist gut, in der Fülle unserer Veranstaltungen immer wieder der Bildung bezüglich unseres Glaubens ausreichend Raum zu geben.

Zwischen Ostern und Pfingsten erlebte ich – eher zufällig – in einer Universitätsstadt in Thüringen eine Hl. Messe, die der Festgottesdienst zum 70. Patfest der KSG, also zum 70. Patronatsfest der Katholischen Studentengemeinde, war. Patron dieser KSG ist Petrus Canisius (1521-1597), der „zweite Apostel Deutschlands“. Als (erster) Apostel Deutschlands gilt Bonifatius, dessen Gedenktag der 5. Juni ist.

Petrus Canisius verfasste drei Katechismen: einen großen für Gymnasiasten und Studenten, einen mittleren für die Schüler der Lateinschulen und einen kleinen für das einfache Volk. In diesen Katechismen legte er in Form knapper Fragen und Antworten die katholische Glaubenslehre dar. Es ging ihm nicht nur um die Wiedergabe des Glaubens, sondern um eine Erneuerung der katholischen Kirche. Es war ihm ein Anliegen, Kindern und einfachen Leuten christliche Bildung zu vermitteln.

In unserem Leitbild heißt es: „Im Sinne … Adolph Kolpings sind wir … eine Weg-, Glaubens-, Bildungs- und Aktionsgemeinschaft“ und „KOLPING ist ein Glaubensort …“ Sicher ist es gut, in der Fülle unserer Veranstaltungen auch immer wieder der Bildung bezüglich unseres Glaubens ausreichend Raum zu geben. Was hindert uns, (wieder) einmal - allein oder gemeinsam - im Kompendium „Katechismus der Katholischen Kirche“ oder im „Youcat“, dem Jugendkatechismus der katholischen Kirche, zu lesen?

Die KSG hatte ihr Fest unter das Motto „Wer die Welt bekehren will, braucht einen großen Besen“ gestellt. Mit einem Besen kann man kehren. Die Verben kehren, bekehren und umkehren haben denselben Wortstamm. Johannes der Täufer hatte gepredigt „Kehrt um!“, Jesus von Nazareth hatte gepredigt „Kehrt um!“. Über Petrus lesen wir in der Apostelgeschichte: „Am Pfingsttag trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden: … und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder? Petrus antwortete ihnen: Kehrt um …; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“

Natürlich ist das mit dem Schwingen des großen Besens nicht ganz einfach, wenn wir dabei nicht versehentlich auch das Gute und das Bewahrenswerte als Abfall entsorgen wollen. Der Staub, der vielleicht einige Schätze unseres Glaubens verdeckt, muss nicht der sich vor langer Zeit abgelagerte Staub sein, es kann auch Staub aus jüngerer Zeit sein. Beten wir um die Gabe der Unterscheidung der Geister. Hören wir nicht nur auf die Stimmen, die sich am lautesten Gehör verschaffen.

Beten wir, z. B. mit den Worten aus Gotteslob 22,1:

„Barmherziger Vater,
wir bitten dich in Demut für deine ganze heilige Kirche.
Erfülle sie mit Wahrheit und mit Frieden.
Reinige sie, wo sie verdorben ist.
Bewahre sie vor Irrtum.
Richte sie auf, wo Kleinglauben sie niederdrückt.
Beschenke sie, wo sie Mangel leidet.
Stärke aber und kräftige sie, wo sie auf deinem Weg ist. …“
 

Susanne Knobloch, Kommission Spiritualität
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