Selbst das "Schützenfest" musste ausfallen

30.09.2020 | Interview mit der amerikanischen Kolpingsfamilie Cincinnati

Die USA sind momentan täglich in den Nachrichten zu sehen. Aber wie geht es einer Kolpingsfamilie dort? Wir haben mit Nancy Pelzel von der Kolpingsfamilie Cincinnati in Ohio gesprochen. Sie ist dort Chefredakteurin des Magazins "Kolping Bulletin". Die Fragen gestellt und übersetzt hat unser Münchner Öffentlichkeitsreferent Simon Vornberger.

 

In Deutschland verstehen wir das Kolpingwerk auch als einen Verband mit politischem Engagement. Besprechen oder diskutieren die Mitglieder eurer Kolpingsfamilie Cincinnati manchmal auch politische Themen?
Nancy Pelzel: Mit Sicherheit gibt es politische Diskussionen unter unseren Mitgliedern, aber es gibt jetzt keine offiziellen Debatten bei unseren Treffen. Unsere Kolpingsfamilie unterstützt auch keine Partei.

Mit der Präsidentschaftswahl um Donald Trump und Joe Biden oder der "Black Lives Matter"-Bewegung, die sich gegen Rassismus einsetzt, brodelt es momentan politisch in den Vereinigten Staaten. Spricht die Kolpingsfamilie Cincinnati über solche Themen?
Nancy: Eine Frage zu Politik oder sozialen Bewegungen könnte ich jetzt nur mit meiner persönlichen Meinung und eben nicht offiziell als Kolpingswerk Cincinnati beantworten. Als Verband mit beinahe 700 Mitgliedern, kann man bei uns sicherlich mindestens genauso viele Antworten zu solchen Fragen finden.

Wie hat die Corona-Krise eure Arbeit in der Kolpingsfamilie beeinträchtigt?
Nancy: Das Corona-Virus hat unseren Verband schwer getroffen. Wir haben sehr große Räumlichkeiten und die Instandhaltung benötigt viel Geld. Deshalb sind wir sehr abhängig von Spendenaktionen, Raummieten, etc., um genügend Geld zu haben und alles am Laufen zu halten. Jetzt mussten wir aber die meisten Veranstaltungen absagen, auch unser „Schützenfest“, bei dem immer am meisten Geld zusammen kommt. Wir fangen jetzt wieder an unsere Anlage für Hochzeiten zu vermieten, vor allem unseren Pavillon im Freien und unser Picknick-Wäldchen. Außerdem haben wir mit großer Vorsicht ein paar Veranstaltungen für unsere Mitglieder angeboten, die alle im Freien stattfinden. Das ist eine schöne Gelegenheit für unsere Mitglieder sich wieder einmal zu sehen – natürlich halten wir uns dabei an alle Hygiene-Regeln.

Schön, dass wieder etwas Leben in eurer Kolpingsfamilie stattfinden kann. Ihr habt bei euch ja auch viele Veranstaltungen und Gruppen, die sich noch sehr Deutsch anhören. Ihr habt einen „Schützen Club“ oder einen „Sängerchor“. Wie wichtig ist die deutsche Kultur noch für eure Kolpingsfamilie?
Nancy: Die deutsche Kultur ist für unsere Kolpingsfamilie noch immer sehr wichtig. Wie schon erwähnt veranstalten wir jedes Jahr ein „Schützenfest“, bei dem wir typisch deutsches Essen wie Schnitzel, Wurst, Sauerkraut oder Strudel und deutsches Bier anbieten. Außerdem gibt es auf dem Fest deutsche Volkstänze und deutsche Musik. Natürlich halten wir auch an der Schützen-Tradition fest: Wer den [Holz-]Adler trifft wird Schützenkönig. Unser erstes Schützenfest war 1925 und seitdem haben wir es jedes Jahr veranstaltet – nur nicht in 2020. Wir haben außerdem unseren „Kolping-Sängerchor“, eine Gruppe von Sängern, die Konzerte mit traditionellem deutschen Liedgut veranstaltet, um die deutsche Kultur zu bewahren. Zusätzlich gibt es eine Gruppe, die sich zweimal im Monat treffen, um Trinklieder zu singen – sie nennen sich selbst „Ratskeller Liederkranz“. Einen „Schützen Club“ haben wir auch noch, in der Tradition der deutschen Schützenvereine. Es waren eben deutsche Einwanderer, die unsere Gemeinschaft 1924 gegründet haben und deshalb versuchen wir so viele Traditionen wie möglich am Leben zu halten, die unsere Gründer angefangen haben.

Vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns, dass das Werk von Adolph Kolping auch in Cincinnati so lebendig ist.
Nancy: Wir danken vielmals für die Anfrage und hoffen, dass es allen Kolpingschwestern und -brüdern im Diözesanverband München und Freising gut geht und dass alle gesund bleiben.

 

Simon Vornberger, Referent für Öffentlichkeitsarbeit
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Der "Kolping-Sängerchor" (Foto: Kolping Cincinnati / Montage oben: Simon Vornberger)
Ein Foto vom 90jährigen Jubiläum aus 2015 (Foto: Kolping Cincinnati)
Das Schützenfest der Kolpingsfamilie Cincinnati (Foto: Kolping Cincinnati)
Der Sport Club der Kolpingsfamilie bei einer Scheckübergabe an das Kinderkrankenhaus Cincinnati (Foto: Kolping Cincinnati)