Balsam für die Seele

11.11.2019 | Schleißheimer Kirchweihsingen im Münchner Merkur

Der Münchner Merkur berichtet in seiner Ausgabe vom 24. Oktober über das traditionelle Kirchweihsingen der Kolpingsfamilie Oberschleißheim.

„Jessas, na; is’ des a Freid: Kirchweih hamma!" Nach 25 Jahren Kirchweih singen ist dem Kolping-Vorsitzenden Leopold Pai noch immer zumute, als wäre es sein erstes Mal. Seit über einem Vierteljahrhundert lädt die Kolpingsfamilie Oberschleißheim im Oktober ins Pfarrheim Maria Patrona Bavariae, und ohne die Pais geht da nichts.

130 Gäste singen und lachen

Jahr um Jahr bereiten Ute und Leopold Pai mit freiwilligen Helfern das Kirchweihsingen vor. Auch heuer war der Festsaal zum Bersten voll. „Für 130 Gäste habe ich aufgedeckt“, sagte Ute Pai. Am Ende mussten noch ein paar Stühle herangeschafft werden. „Wahnsinn“, findet die in der Kolpingsfamilie für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Gastgeberin. „Dass so viele Leute kommen, finde ich toll.

“Liegt’s an den Kirtanudln, dem Schmalzbrot, zünftiger Musik oder dem gemeinsamen Singen? Sogar ein g’scheits Bier hat’s gegeben, und Diakon Dieter Wirth sind nach so vielen Jahren die lockeren Sprüche nicht ausgegangen. Sein Auftritt, seine Anekdoten und Geschichten, mit denen er die Veranstaltung würzt, zählen zu den Höhepunkten des Nachmittags.

Kirchweih schätzt Wirth als Gelegenheit, dem Alltag zu entfliehen, dem Wahnsinn ständiger Verfügbarkeit. „Es gibt Leute“, sagt er, „die gehen mit dem Handy aufs Klo und wünschen sich einen guten Verlauf.“ Die Zuhörer krümmen sich vor Lachen, und dem Präses ist gerade zumute, als würde die Evolution rückwärts laufen.

Die Gags gehen dem Diakon nicht aus. Dieter Wirth redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Wobei er Wert darauf legt, nicht bloß einen Kalauer nach dem anderen vom Stapel zu lassen. Sein Humor ist von hintergründigem Format. Der Präses gäbe wohl einen rechtordentlichen Kabarettisten ab.

Wie in den Jahren zu vor hat das Ehepaar Pai für Unterhaltung gesorgt. „A g’scheite Kirta dauert bis zum Irta“, heißt es im Programm, und Musik ist Balsam für die Seele. Mit der Gruppe Saitenspiel, der Rieger Musi, Lohhofer Zwoagsang, der Mittenheimer Hausmusi und Herbert Forster an der Quetschn spielten Musiker auf, die das Publikum an Kirchweih traditionell unterhalten.

„Im Kopf frei und im Bauch satt“, so sehen die Pais die Leute am liebsten. Da durfte es später auch ein klein wenig schlüpfrig zugehen: „Der Bub ist froh, dass die Mutter einen Seitensprung gemacht hat“, erzählt Wirth. Sonst hätte sie einen Verkehrsunfall gehabt. „So ist sie dank Seitensprung mit einem blauen Fleck am Knie davon gekommen. “Mal wieder hat der Präses die Lacher auf seiner Seite. Dann singen alle gemeinsam das Lied vom Paul und seinem Gaul mit dem zahnlosen Maul.

Der Diakon erzählt vom Zöllner Zachäus, der in Jericho die Leute ausnimmt und bei einer Brotzeit mit Jesus plötzlich die Hälfte seines Vermögens her schenkt. Spenden der Gäste des Kirchweihsingens werden in vollem Umfang für gemeinnützige Zwecke verwandt. Dazu zählen die Seniorenhilfe Kolping, die Schwangerenberatung Donum Vitae, Familien in Not und der Oberschleißheimer Tisch.

Bert Bosch, Münchner Merkur
Schriftgröße
Schriftgröße
Mit Gitarre, Quetschn und Tuba, die Mittenheimer Hausmusi

Kolpingsfamilie Oberschleißheim