Herbst-Vollversammlung wählt neuen Geschäftsführer

22.11.2017 | Handwerkskammer für München und Oberbayern

Auch das Scheitern der Jamaika-Sondierungsgespräche war Thema bei der Vollversammlung der Handwerkskammer am 21. November 2017, an der auch einige Kolping-Arbeitnehmervertreter teilnahmen.

Präsident Franz Xaver Peteranderl zeigte sich enttäuscht über den Abbruch der Sondierungs-Gespräche: „Das ist fatal sowohl für den Wirtschaftsstandort Deutschland als auch für die Stabilität der gesamten Europäischen Union." Angesichts wichtiger Baustellen, wie z.B. Steuern und digitale Infrastruktur, könne sich Deutschland keinen politischen Stillstand leisten, betonte der Kammerpräsident und forderte zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf: „Es ist jetzt nicht die Zeit für parteitaktische Spielereien. Deutschland braucht so schnell wie möglich eine handlungsfähige, stabile Regierung. Sonst droht eine monatelange Hängepartie!"

Vollkommen unbeeindruckt von der schwierigen Regierungsbildung zeigen sich derweil die oberbayerischen Handwerksbetriebe: Mit einem nominalen Umsatzplus von 4,5 Prozent für 2017 wird ein Ergebnis erwartet, das sogar die Gesamtwirtschaft übertreffen dürfte. Auch die Beschäftigung könnte im Jahresschnitt um 1,3 Prozent wachsen. „Die wachsenden Einkommen, die ansteigende Beschäftigung sowie die niedrigen Zinsen schaffen ein günstiges Umfeld für Bau und Konsum und lassen einen kraftvollen Start ins Jahr 2018 erwarten", prognostizierte Peteranderl.

In diesem Jahr gelang es dem bayerischen Handwerk u.a., eine Bürokratieabbauinitiative der Staatsregierung anzustoßen. Dabei geht es u.a. um die Überprüfung von arbeits- und sozialrechtlichen Schwellenwerten, eine Erhöhung der Ausnahmegrenze für Handwerker bei den Lenk- und Ruhezeiten für Kraftfahrer auf 150 km sowie Erleichterungen bei den Dokumentationspflichten beim Mindestlohn. „Die Initiative Bayerns ist ein guter Startimpuls für ein entschlossenes umfassendes Entbürokratisierungsprogramm auf allen politischen Ebenen", erklärte Peteranderl. Mit Blick auf die Diskussion um Diesel-Fahrverbote für Innenstädte lobte der Kammerpräsident die Bemühungen aller Beteiligten, die Vorgaben der Gerichte einzuhalten, aber gleichzeitig Fahrverbote zu verhindern. Voraussichtlich im März 2018 wird das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entscheiden, ob die vereinbarten Maßnahmen, wie Software-Updates, die Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs und der Ausbau der E-Mobilität ausreichen, um Fahrverbote zu umgehen.

Weiter berichtete Peteranderl, dass das von der EU-Kommission ins Spiel gebrachte Dienstleistungspaket auf Betreiben des Handwerks in wesentlichen Teilen entschärft werden konnte. Wichtige Kernforderungen wurden bei der Verhältnismäßigkeitsprüfung und beim Notifizierungsgebot durchgesetzt. So soll der nationale Gesetzgeber auch weiterhin dafür zuständig sein, ob und wie ein Beruf reglementiert wird. Der Meisterbrief und die gesetzliche Mitgliedschaft in den Kammern bleiben bestehen. Der Kammerpräsident: „Jetzt setzten wir uns noch dafür ein, dass die elektronische Dienstleistungskarte endgültig von der Tagesordnung genommen wird."

Abschließend dankte Peteranderl Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Semper „für die hervorragende Zusammenarbeit und großartige Unterstützung. Das konstruktive Miteinander zwischen Haupt- und Ehrenamt ist durch Ihr engagiertes Wirken im Dienste des Handwerks gefördert worden." Semper geht zum Jahresende in den Ruhestand. Nach 35 „Kammerjahren" zog dieser ein positives Fazit: „Das Handwerk war immer dann erfolgreich, wenn Hauptamt und Ehrenamt an einem Strang gezogen haben. Ich möchte mich für die Unterstützung in den vergangenen Jahren und Monaten sehr herzlich bedanken und bitte Sie, auch weiterhin eine gute Zusammenarbeit zu pflegen." Der Hauptgeschäftsführer gab in seiner Rede auch die neuesten Ausbildungszahlen bekannt: Bis Ende Oktober stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge im oberbayerischen Handwerk um 2,4 Prozent auf 9.295. Fortschritte verzeichne man auch bei der Integration von Flüchtlingen in eine handwerkliche Ausbildung, so Semper. Bis zum 31. Oktober wurden im Kammerbezirk 732 neue Lehrverträge mit jungen Menschen aus Fluchtstaaten geschlossen. Der Anteil an allen neu registrierten Lehrverträgen liegt damit in Oberbayern bei acht Prozent. Insgesamt bildet das Handwerk aktuell 1.160 Flüchtlinge aus. Weiter berichtete Semper, dass immer mehr Auszubildende im oberbayerischen Handwerk über die Hochschulreife verfügen: 2016 lag die Quote bereits bei zehn Prozent. 34,2 Prozent verfügten über den Realschulabschluss oder eine vergleichbare Qualifikation und 48,4 Prozent über einen Mittelschulabschluss.

Im Rahmen der Vollversammlung wählte das Parlament des oberbayerischen Handwerks Dietmar Eisenschmid zum neuen Geschäftsführer. Der 46-jährige Diplom-Kaufmann arbeitet seit 2006 für die Handwerkskammer und zeichnet bisher als Hauptabteilungsleiter für die Bereiche Finanzen und Immobilien verantwortlich. Er tritt seine Stelle zum 1. Januar 2018 an und komplettiert die neue Geschäftsführung der Handwerkskammer um Semper-Nachfolger Dr. Frank Hüpers und den stv. Hauptgeschäftsführer Dieter Vierlbeck.

Handwerkskammer für München und Oberbayern
Schriftgröße
Schriftgröße
(v.l.n.r.) Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Semper, Präsident Franz Xaver Peteranderl, designierter Geschäftsführer Dietmar Eisenschmid, stv. Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers und stv. Hauptgeschäftsführer Dieter Vierlbeck. ©Schuhmann, Handwerkskammer für München und Oberbayern