Kontinuierlicher Einsatz im Sinne Adolph Kolpings

13.01.2017 | 160 Jahre Kolpingsfamilie Tittmoning

Am Sonntag, 8. Januar hat die Kolpingsfamilie Tittmoning ihr Jubiläum begangen.

Die Welt mitgestalten und verändern – angefangen im Kleinen und gemeinschaftlich bis hin zum großen Ganzen. Das ist der Gedanke der christlich geprägten Kolpingsfamilien in gegenwärtig über 60 Ländern der Erde. Benannt nach dem 1813 in Kerpen bei Köln geborenen Priester Adolph Kolping, entwickelte sich der 1846 in Elberfeld gegründete Gesellenverein zum heutigen Kolpingwerk als großer Sozialverbund der Katholischen Kirche.

In Tittmoning existiert die Kolpingsfamilie seit 1857. Das sind 160 Jahre gelebte Gemeinschaft katholischer Christen im Sinne Adolph Kolpings. Ein Ereignis, von dem sich Bürgermeister Konrad Schupfner in seiner Festansprache über die lange Vereinshistorie beeindruckt zeigte. Erstaunlich „wach“ sei man in Tittmoning gewesen, stellte Schupfner die Tatsache in den Vordergrund, dass sich der Kolpingsgedanke bereits elf Jahre nach seinem Aufkommen vom Rhein bis an die Salzach herumgesprochen hatte. Es sei schon zu Gründungszeiten des ehemals „Katholischen Gesellenvereins Tittmoning“ erkannt worden, „dass sich dieser Verbund positiv auf die Gesellschaft auswirkt“, so Schupfner weiter. Und bis heute erkenne das Stadtoberhaupt das Ziel der Tittmoninger Kolpingsmitglieder „ein guter Christ im Staat und in der Gesellschaft zu sein“ in der Kontinuität ihrer Arbeit.

„Und dabei seid ihr jung geblieben“, würdigte Konrad Schupfner die vielseitigen Ideen, mit welchen die Kolpingsfamilie Tittmoning „ihre Heimat mitgestaltet“. Angefangen bei der Altkleider- und Schuhsammlung, dem Entenrennen bis hin zum Barbara-Markt als Aushängeschild ihrer Aktivitäten sammelt die Kolpingsfamilie Tittmoning unermüdlich finanzielle Mittel, um sie im Sozialfonds, beim Seebad oder zur Anschaffung neuer Spielgeräte für die Kinder wieder in der Stadt zu investieren und für das Gemeinwohl einzusetzen.

Wer es am vergangenen Wochenende pünktlich durch den Tiefschnee in die Stiftskirche geschafft hatte, dem eröffnete sich ein außerordentlich festlicher Gottesdienst anlässlich des 160. Gründungsjubiläums der Kolpingsfamilie Tittmoning. In der im weihnachtlichen Glanz erstrahlenden Stiftskirche begrüßte Pfarrer Gerhard Gumpinger insbesondere den Diözesan- und Landespräses des Kolpingwerkes Monsignore Christoph Huber als Hauptzelebrant des Gottesdienstes. Unterstützt wurde er von Bezirkspräses Diakon Helmut Reiter, Pater Johannes Bozic sowie Diakon Uwe Kraus.

Um an das Fest der Taufe des Herrn zu erinnern, verteilte Diözesan- und Landespräses Monsignore Christoph Huber Weihwasser über die Gemeindemitglieder im gesamten Kirchenraum. „Jetzt wisst ihr, was den Pfarrern immer am meisten Spaß macht“, scherzte er, um anschließend wohlbedacht auf die verschiedenen Reaktionen einzugehen. Neben dem Kreuzzeichen oder Aufstehen sei das Einziehen des Kopfes eine natürliche Reaktion auf die Benetzung. Einige Menschen würden auf Berufung ebenfalls mit dem Einziehen des Kopfes reagieren, spannte Monsignore Christoph Huber den Bogen zur Vereinsarbeit. Allerdings „weiß ich, dass das bei der Kolpingsfamilie Tittmoning nicht vorkommt“, so die zum Schmunzeln anregende Bemerkung Hubers, da Aktionen wie der berühmte Barbara-Markt sonst nicht möglich seien.

Parallel zur Aufgabe des Kolpingwerkes stellte Diözesan- und Landespräses Monsignore Christoph Huber in seiner Predigt den Bezug zu Jesus her. Auch Jesus habe sich hineingestellt in die Religion seines Volkes, um nicht als Anführer seine neue Religion aufzuerlegen, sondern in den vorhandenen Strukturen zu wirken und von unten her die Menschen von seiner Religion zu überzeugen. „Das ist auch unser Auftrag heute“, hob Monsignore Christoph Huber das gemeinschaftliche Wirken zur Weltveränderung hervor und gab zu bedenken, dass „uns die Fähigkeit des Erkennens unseres von Gott gegebenen Auftrags mehr und mehr verloren geht“.

Adolph Kolping habe erkannt, dass „wenn er sein Leben in Erfüllung bringen will, erst Notleidende an sich herankommen lassen muss“, stellte Monsignore Christoph Huber den Bezug zum Kolpingsgedanken her. In diesem Sinne wünschte er der Kolpingsfamilie Tittmoning, dass sie auch weiterhin „ein Ort der Gemeinschaft für Sinn und Erfüllung des Lebens ist“.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Chor „Belcanto“ unter der Leitung von Barbara Danninger. Während das gesungene Glaubensbekenntnis und Vater unser dem Gottesdienst seine festliche Note verliehen, bot der variierende Einsatz von Orgel, Blechbläsern, Gitarre, Querflöte und Schlagzeug zur Unterstützung des Chores in den zahlreichen Liedern eine interessante Klangvielfalt. Bei der Liedauswahl setzte die selbst in der Kolpingsfamilie Tittmoning tätige Chorleiterin auf moderne Kirchenmusik, die regelrecht den frischen Schwung der elanvollen Kolpingsmitglieder spüren ließ. Nicht zuletzt brachten die Anhänger Kolpings in ihrem Lied „Wir sind Kolping“ textgemäß ihr „Handeln aus Verbundenheit“ um als „Weltfamilie“ „gemeinsam Wege zu geh´n“ sowie das Vertrauen in den Glauben, damit „unser Wirken morgen noch besteht“, zum Ausdruck.

Gemeinsam mit den Mitgliedern der Kolpingsfamilie Tittmoning zogen die geweihte Jubiläumskerze und die zur 160-Jahrfeier aus der Vitrine genommene Vereinsfahne aus dem Jahre 1907 mit um ins Pfarrheim, wo ein Mittagsbuffet auf die Vereinsmitglieder wartete.

In seiner Ansprache gab Vorsitzender Norbert Köpferl einen zeitlichen Abriss von der noch zu Lebzeiten Adolph Kolpings stattgefundenen Gründung des „Katholischen Gesellenvereins Tittmoning“ mit 34 Mitgliedern im Jahre 1857 bis heute. Dabei sprach er besonders das Engagement seiner Vorgängerin und jetzigen Stellvertreterin Barbara Danninger an, welche sich 2007 mit der 150-Jahrfeier mit rund 1000 Besuchern „ihren Traum“ erfüllt habe. Nicht zuletzt sei ihr der enorme Mitgliederzuwachs von 74 Mitgliedern im Jahre 2007 auf aktuell 164 Mitglieder in der Kolpingsfamilie Tittmoning zu verdanken.

Als Festredner sprach Diözesan- und Landespräses Monsignore Christoph Huber über „Adolph Kolpings Traum, unser Auftrag für heute“. Darin versetzte er sich in die Zeit Adolph Kolpings, welcher sich zeitgleich mit Karl Marx mit der sozialen Frage beschäftigte, die mit der industriellen Revolution in Europa einherging. Es habe zwei Antworten auf die soziale Frage gegeben: Marx wollte die Gesellschaft „von oben“ her mittels einer Revolution verändern, wovon Adolph Kolping sich abwendete und seine Vision des Erkennens der von Gott gegebenen Talente jedes Menschen und deren gemeinschaftlichen Einsatz zur Veränderung der Welt „von unten her“ vor Augen hielt.

Im Rahmen des 160. Gründungsjubiläums der Kolpingsfamilie Tittmoning führte Vorsitzender Norbert Köpferl gemeinsam mit seinen Stellvertretern Frank Baumann und Barbara Danninger sowie Stiftsdekan Gerhard Gumpinger die Ehrungen treuer Vereinsmitglieder durch. Auf der Liste der Ehrungen für 25 Jahre Mitgliedschaft standen: Simone Schmidt, Isabel Zauner, Marcus Ziegler, Elke Wiesenberger, Karin Hafner, Johanna Stampfl, Susanne Völkl, Marion Horak und Alois Gallinger. Ausgezeichnet für 60 Jahre Zugehörigkeit wurden Alois Asenkerschbaumer und Ferdinand Brandl. Für mehr als 65 Jahre Vereinstreue bekam Hans Mooslechner eine Urkunde überreicht, bevor die Kolpingsfamilie Tittmoning ihre Jubiläumsfeier bei Kaffee und Kuchen gemütlich ausklingen ließ.

Dorothee Englschallinger
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Die geweihte Jubiläumskerze wird künftig in den Sitzungen der Kolpingsfamilie Tittmoning brennen.
In der weihnachtlich geschmückten Stiftskirche heißt Pfarrer Gerhard Gumpinger (vorne rechts) die Gemeinde zum Gottesdienst willkommen.
Vorsitzender Norbert Köpferl begrüßt die Mitglieder der Kolpingsfamilie Tittmoning zur Feier des 160. Gründungsjubiläums im Pfarrheim.

Kolpingsfamilie Tittmoning