"Schwerter zu Pflugscharen"

01.09.2022 | Geistlicher Impuls der Kommission Spiritualität

Zum Monatsbeginn sendet uns Susanne Knobloch von der Kommission Spiritualität einen geistlichen Impuls.

In Deutschland ist der 01. September Antikriegstag. Er erinnert jährlich an den Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939. Die Initiative für einen Antikriegstag ging 1957 vom Deutschen Gewerkschaftsbund aus. In der DDR wurde der 1. September als Weltfriedenstag gefeiert.

Gerade in den letzten Monaten wurde uns sehr deutlich, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist. Die Situation kann uns ratlos und hoffnungslos machen.

„Es kommt eine Zeit, da wird der Berg, auf dem der Tempel des Herrn steht, unerschütterlich fest stehen und alle anderen Berge überragen. Die Völker strömen zu ihm hin. Überall werden die Leute sagen: »Kommt, wir gehen auf den Berg des Herrn, zu dem Haus, in dem der Gott Jakobs wohnt! Er soll uns lehren, was recht ist; was er sagt, wollen wir tun!« Denn vom Zionsberg in Jerusalem wird der Herr sein Wort ausgehen lassen. Er weist mächtige Völker zurecht und schlichtet ihren Streit, bis hin in die fernsten Länder. Dann schmieden sie aus ihren Schwertern Pflugscharen und aus ihren Speerspitzen Winzermesser. Kein Volk wird mehr das andere angreifen und niemand lernt mehr das Kriegshandwerk. Jeder wird in Frieden bei seinen Feigenbäumen und Weinstöcken wohnen, niemand braucht sich mehr zu fürchten. Der Herr, der Herrscher der Welt, hat es gesagt.“ (Micha 4, 1 – 4, Gute Nachricht Bibel)

„Schwerter zu Pflugscharen.“ Schön wäre es. Erinnert sich denn überhaupt niemand mehr an dieses Motto kirchlicher Friedensgruppen in den 1980er Jahren? War es nicht die (ehemalige) Sowjetunion, die der UNO 1959 eine Bronzestatue, die „Schwerter zu Pflugscharen“ darstellt, schenkte? Aber vielleicht war es auch damals eher ein Propagandamittel und weniger ein Zeichen echten Friedenswillens.

Was können wir tun?

„… auch ich bete. Aber jetzt, in diesem furchtbaren Krieg, mache ich nicht, wie sonst, Gott nur Vorschläge, was er aus meiner Sicht tun müsste – ich bitte ihn, dringendst und ganz konkret, dass noch heute die Invasionstruppen abziehen! Denn ich bin überzeugt, eine bessere Abhilfe weiß sowieso auch er nicht.
Was tun wir Menschen einander nur an! Und was tun wir damit zugleich Gott an! Wie sehr muss Gott an uns leiden! Und wie sehr mit uns! Mit den Menschen in der Ukraine und in Russland. Mit allen in Europa und weit darüber hinaus, ... Deshalb bete ich jetzt nicht nur zu Gott. Ich bete auch für Gott. So wie Gott bei uns ist in unserer Sorge und Angst, so will ich bei Gott sein in seiner Sorge um uns, in seinem Leiden an uns und mit uns.
Einfach nur beten will ich. Dort in meinem Innern, an der Schnittstelle zwischen Gott und mir, wo ich ,du‘ sage zu ihm und er ,du‘ sagt zu mir. Am Berührungspunkt zwischen seinem Geist und meinem Geist. Einfach nur diese Schnittstelle zwischen uns aktiv halten will ich – auch wenn Gott nicht gefühlt nahe ist.
Es ist die einzige Stelle im Universum – in jedem einzelnen Menschen –, an der Gott in die Schöpfung
hineinwirken kann, ohne dabei gegen die Naturgesetze zu wirken. So, von Geist zu Geist, kann er durch Weisheit, durch weisende Wahrheit zu uns ,reden‘. So, von Geist zu Geist, kann Gott unserer Vernunft sein Dasein offenbaren. So, von Geist zu Geist, kann er mit seiner Liebe unsere Liebesfähigkeit wecken und uns zum Guten motivieren, ohne dabei gegen unseren eigenen Willen zu agieren und unsere Freiheit zu übergehen.
Einfach nur beten will ich – mit dir zusammen sein, Gott. Damit wir einander trösten, du mich und ich dich.

Darin, erst darin werde ich Kraft und Mut finden, jetzt die mir möglichen Schritte zu tun. Schritte in deinem Geist. Schritte, geleitet von deiner Hoffnung auf eine menschenwürdige und gottwürdige Zukunft für die Menschheit. Schritte in deine Zukunft mit uns.
Und ich will nicht nur denken, dass ich dir vertraue – ich sage es dir, aus meinem Herzen in dein Herz hinein: Gott, ich vertraue dir.“ (Reinhard Körner, Was ich Gott wünsche. Ein heilsamer Blick am Wendepunkt unserer Zeit, St. Benno Verlag Leipzig, 2022)

Dr. Susanne Knobloch, Kommission Spiritualität
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