Neue Wege in der Mitgliederwerbung

28.01.2019 | Kolpingstunde beim Münchner Kirchenradio

2012 war das Krisenjahr der Kolpingsfamilie Eichenau. Von Auflösung war die Rede. Heute ist Kolpingsfamilie lebendiger denn je. Wie der Neustart gelungen ist, erfahren Sie in dieser Sendung.

Stell Dir vor, es sind Vorstandswahlen, und niemand kandidiert. Vor diesem Problem stehen immer öfter auch kirchliche Vereine und Verbände. Für die Kolpingsfamilie Eichenau (Dekanat Fürstenfeldbruck) war 2012 das Krisenjahr schlechthin. Der Vorstand ist nach mehr als 40 Jahren nicht mehr angetreten, und niemand wollte das Amt übernehmen. „Je länger jemand den Vorstand macht, umso größer sind die Fußstapfen, und umso weniger haben sich das dann die Leute auch getraut“, schildert Wolfgang Fiebig das Dilemma. Er gehört zu diesem Zeitpunkt zu den wenigen jungen Kolperern in Eichenau. Und genau das sei das zweite große Problem gewesen: Es gab keinen Nachwuchs mehr.

Um die Auflösung zu verhindern, versucht man erst einmal Zeit zu gewinnen. Der bisherige Vorstand erklärt sich bereit, für ein weiteres Jahr kommissarisch im Amt zu bleiben. Und man holt sich Hilfe von außen. Ein Praxisbegleiter vom Kolping-Projekt „BuB“ (Beratung und Begleitung von Kolpingsfamilien) wird hinzugezogen. Fiebig ist schon seit Kindertagen bei Kolping aktiv und kann sich einfach nicht vorstellen, dass die Kolpingsfamilie von der Bildfläche verschwinden soll. Er ist sofort dabei. Seine Frau Eva-Maria zieht mit und wird Mitglied in der Kolpingsfamilie. In Eichenau gibt es viele junge Familien, die man für die Kolpingsfamilie gewinnen könnte. So entsteht der Plan, ein Familiencafé zu gründen, erzählt sie. Und da sie beide mit ihrem damals einjährigen Sohn selber zur Zielgruppe der jungen Familien gehören, können sie auch sofort in Krabbelgruppen für das Familiencafé Werbung machen.

Der Plan der Fiebigs geht schließlich auf. Zum Familiencafé am Sonntagnachmittag kommen viele, die nach Eichenau gezogen sind und auf der Suche nach Kontakten sind. Und weil viele sich in ihrer neuen Heimat noch nicht auskennen, bieten die Fiebigs Vorträge an, in denen über Angebote für Familien im Ort informiert wird. Außerdem überlegen sich die Familien gemeinsam das Programm, dass es zukünftig im Familiencafé geben soll. Nach einem dreiviertel Jahr hat sich das Familiencafé eingespielt. Sechs bis sieben Familien sind nun immer da, und es sind nie die gleichen. In den folgenden Jahren wächst die Zahl der Mitglieder wieder, sie hat sich bis heute mehr als verdoppelt.

Wolfgang Fiebig wird Vorsitzender der Kolpingsfamilie Eichenau und ist gerade wiedergewählt worden. Er freut sich über die Entwicklung der letzten Jahre, weiß aber, dass man sich auf dem Erreichten nicht ausruhen darf. Man überlege gerade, mit welchen neuen Angeboten man die größer gewordenen Kinder langfristig an Kolping binden könnte. „Sonst haben wir irgendwann wieder diesen Cut und stehen vor demselben Problem“, mahnt Fiebig mitten im Erfolg.

Paul Hasel, Münchner Kirchenradio
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